Haut
Ganz gezielt gegen Falten
Wir alle haben sie oder bekommen welche im Lauf der Zeit: Falten. Wer sich daran stört, kann mit entsprechenden Wirkstoffen und Behandlungen präventiv und aktiv einiges bewirken.
Haut
von Prof. Dr. Dr. Johannes Ring|25.05.2020
Die Sonne ist unser Stern und ermöglicht unser Leben. Sie sorgt für Wärme, Licht und gute Stimmung. Ganz nach dem Motto „Die Dosis bedingt, wie gefährlich etwas ist“ hat auch das Sonnenlicht seine Schattenseiten. Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne ist daher nicht nur in den Sommermonaten essenziell. Die wichtigsten Fragen zum Thema Sonnenschutz beantworte ich Ihnen in unserem aktuellen Blogbeitrag:
Ein australisches Sprichwort trifft es sehr treffend: Between 11 and 3 stay under a tree! Am vernünftigsten ist der direkte Sonnenkontakt also am späten Nachmittag – auch aus dermatologischer Sicht. Dabei ist zusätzlich der Schutz durch Kleidung empfehlenswert, die idealerweise mit einem integrierten Lichtschutz versehen ist. Ebenso ist das Tragen einer Sonnenbrille ratsam, um die Augen vor Langzeitschäden zu schützen.
Unabhängig vom Hauttyp empfehlen Dermatologen inzwischen durchwegs das Verwenden von Sonnenschutzprodukten mit Lichtschutzfaktor 30+. Nur so ist auch nach unregelmäßigem Aufragen oder Schwitzen ein ausreichend hoher Schutz gegeben.
Allgemein wird zwischen chemischen Lichtschutzfiltern, die Strahlungsenergie absorbieren, und physikalischen Filtern, die die Strahlung reflektieren, unterschieden. Letztere enthalten mikrofeine Puderpartikel. Werden diese nicht gut einmassiert, hinterlassen sie einen Weiß-Film auf der Haut. Bei fettiger, zu Akne neigender Haut dagegen empfiehlt es sich, vornehmlich auf die Textur zu achten. Hier ist eine leichte, nicht fettende Lotion oder ein Gel ideal.
Der Schutz durch Kleidung beginnt bereits bei der einfachen Bedeckung von Hautarealen ‒ und das gilt ganz besonders für Kinder. Sie sollten auch am Strand ein langärmliges Shirt tragen. Weiterhin gibt es seit Längerem spezielle Textilien, die mit einem Lichtschutzfaktor imprägniert sind und somit noch besser vor zu viel Strahlung schützen.
Die kindliche Haut ist sehr viel empfindlicher als die von Erwachsenen. Kinder unter einem Jahr sollten niemals direkt der Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, sondern durch Hüte und lange Kleidung geschützt sein. Weiterhin sollten für Kinder immer Lichtschutzpräparate mit einem LSF über 30, am besten physikalischer Lichtschutzfaktor mit Mikropigment, verwendet werden. Dabei ist auch darauf zu achten, dass die Schutzwirkung für UVB- und UVA-Strahlung wirkt. Ferner sollte das Sonnenschutzprodukt keine Duftstoffe enthalten und nicht wasserlöslich sein.
Die Sonnencreme sollte ca. eine halbe Stunde vor dem Sonnen aufgetragen werden. Dabei rechnet man für Körper und Gesicht eines Erwachsenen ca. 30 ml. Eine Flasche mit 150 ml reicht demnach für nur fünf (!) Anwendungen. Man sollte daher im Urlaub immer genug Sonnencreme dabeihaben. Um Hautalterung effektiv vorzubeugen, ist übrigens ganzjährig ein Lichtschutz unerlässlich.
Unter dem Begriff „Sonnenallergie“ verbergen sich verschiedene Krankheitszustände, die über unterschiedliche Mechanismen ablaufen. Gemeinsam haben sie, dass der betroffene Patient auf bestimmte Qualitäten der Sonnenstrahlung schon bei geringen Dosen heftig und deutlich stärker als Normalpersonen reagiert. Die häufigste Art von Sonnenallergie ist die sogenannte polymorphe Lichtdermatose, ein Zustandsbild, das vor allen Dingen junge Erwachsene und zu Allergien neigende Menschen betrifft. Typisch ist, dass es hier bei der ersten starken Strahlenexposition im Frühjahr oder Sommer zu einem Ausschlag kommt, der bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich aussieht, beim Einzelnen jedoch meist ziemlich ähnlich auftritt. Dabei sind die Areale, die häufig der Sonne ausgesetzt sind (Gesicht), eher weniger befallen als Hautbezirke, die dann neu der Sonne ausgesetzt werden (z. B. Beine, Oberarme etc.). Im Laufe des Sommers werden die Hauterscheinungen weniger, d. h., man kann sich in gewisser Weise „abhärten“. Dies wird auch bei schwereren Fällen durch eine künstliche UV-Behandlung vor der Sommersaison therapeutisch eingesetzt. Verantwortlich für die polymorphe Lichtdermatose ist der UVA-Anteil der Sonnenstrahlung. Deshalb ist es wichtig, entsprechende Lichtschutzprodukte auszuwählen.
Die häufigste klassische Lichtallergie ist die photoallergische Kontaktdermatitis, d. h., diese Patienten entwickeln ein juckendes Ekzem nach Kontakt mit einem Fremdstoff zusammen mit Sonnenexposition. Auslöser dieser Reaktionen sind besonders Desinfizientien, Antibiotika, aber auch Lichtschutzfaktoren selbst, was manchmal die Diagnostik erschwert. Um dieser Form der Sonnenallergie vorzubeugen, sollten ausschließlich spezielle allergiefreundliche Sonnenschutzpräparate ohne Parfum verwendet werden. Parfums stehen ohnehin in Gefahr, in Verbindung mit Sonnenlicht juckende Hautveränderungen oder anhaltende Pigmentierungen herbeizuführen.
Patienten mit entzündlichen Hauterkrankungen sind nicht automatisch auch mehr sonnenempfindlich. Im Praxisalltag setzen wir sogar UV-Bestrahlung mit der sogenannten Phototherapie zu antientzündlicher Behandlung bei Schuppenflechte und Neurodermitis ein. Gerade Patienten mit Schuppenflechte erfahren oft im Sommer oder bei Aufenthalten am Meer eine deutliche Besserung. Dennoch ist bei einem akuten Schub die entzündete Haut besonders empfindlich und sollte erst im Sinne der Grunderkrankung behandelt werden, bevor man sich stärkerer Besonnung aussetzt.
Nicht nur die Haut reagiert empfindlich auf ultraviolette Strahlung, sondern auch das Auge. Lichtschutz für das Auge sollte daher immer mitbedacht werden. Sonnenbrillen, die auch UV-Strahlung blocken, sind hier absolut vonnöten, um Langzeitschäden zu vermeiden. Noch besser ist es, wenn die Sonnenbrille auch einen seitlichen Schutz gewährleistet.
Bei leichten Hautrötungen ist schnellstmögliche Kühlung in Form feuchter Umschläge ratsam. Auch wässrige Lotionen, die antientzündliche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Kortison enthalten, sind empfehlenswert. Bei schwereren Reaktionen hilft Acetylsalicylsäure (Aspirin) – und zwar oral eingenommen in einer Dosis von 1000 mg.
Prof. Dr. Dr. Ring ist Facharzt für Dermatologie und Allergologie. Seine wissenschaftlichen Werke umfassen über 600 Originalarbeiten und 400 Übersichten.